Maria Fedorivna Yanko (geb. Androshuk) wurde am 26. Januar 1926 im Dorf Ugly Pershi im Powiat Kovel der Woiwodschaft Wolhynien (heute Partyzans’ke im Oblast Wolyn in der Ukraine) geboren. Ihre Eltern, Fedir und Antonina Androshuk, waren in der Landwirtschaft tätig und besaßen zehn Hektar Land. Maria hatte zwei Schwestern, Olha und Ustinia, und drei Brüder, Wolodymyr, Ananiy und Ihor. Maria lebte bei ihrer Familie und besuchte bis zur siebten Klasse die Schule in der nahen gelegenen polnischen Kolonie Nova Dibrova.
Während der Besatzung half Marias Vater Jüdinnen und Juden vor Ort, sich vor der Verfolgung durch die Nazis zu verstecken. Ihre älteste Schwester Olha stand auf der Liste für die Deportation zur Zwangsarbeit in Deutschland. Mit Hilfe örtlicher Partisanen konnte Olha jedoch in den Wald von Zuman fliehen. Am 22. Juli 1942 kamen ein Gemeinderatsmitglied, mehrere Polizeibeamte und ein Deutscher zum Haus der Familie Androshuk. Sie nahmen die sechzehnjährige Maria anstelle ihrer Schwester mit. Maria erinnert sich an ihre Verhaftung: „Sie haben mich auf einen Wagen geworfen. Ich war barfuß, hütete Gänse, und sie brachten mich weg von dort. Sie ließen mich nicht einmal etwas mitnehmen oder das Haus betreten. Nur meine Mutter hatte Zeit, mir wenigstens etwas zu geben. In nur einem Kleid, so wie ich war, so haben sie mich mitgenommen.“
Sie wurde zuerst zum Bezirkszentrum Holoby und dann zu einer Sammelstelle in Kovel gebracht. Ein einheimischer Mann, mit dem Marias älterer Bruder Wolodymyr in der polnischen Armee gedient hatte, befehligte sie. Er erlaubte Marias Bruder, sie zu besuchen und ihr etwas zu essen zu geben, weigerte sich aber kategorisch, sie gehen zu lassen. Drei Wochen später wurde Maria mit einem Güterzug nach Deutschland gebracht.
Sie kam in der niedersächsischen Stadt Oldenburg an. Dort musste sie als Frachtarbeiterin arbeiten und ein „OST“-Abzeichen auf ihre Kleidung nähen. Außerdem erhielt sie nur Holzschuhe. Danach wurde sie auf einen Bauernhof der Familie Bruns in Dorf Hatterwüsting deportiert. Die Familie Bruns bestand aus dem Bauernhofbesitzer, seiner Ehefrau und ihren fünf Kindern. Sie hielten 19 Kühe, die Maria melken, auf die Weide bringen und dessen Milchkannen einsammeln musste. Nach ein paar Tagen waren ihre Hände von dieser körperlichen Arbeit so geschwollen, dass sie nur noch mit Mühe die Kühe melken konnte. Als der Besitzer dies bemerkte, schlug er sie: „Also schlug er mich mit dem Eimer, bis meine Haut blau war.“ Zusätzlich zu ihren Aufgaben auf dem Bauernhof schickte, wurden sie und andere Zwangsarbeiter zu verschiedenen Bauarbeiten geschickt. Sie verrichtete auch häusliche Arbeiten, darunter Putzen und Geschirrspülen. Sie erinnert sich, dass sie jede Nacht nur ein paar Stunden schlief. Maria lebte in einem separaten Zimmer im Haus der Besitzer und wurde nur mit Essensresten versorgt. Allerdings durfte sie mit Verwandten korrespondieren. Sie hatte Kontakt zu zwei anderen Zwangsarbeiterinnen aus dem Oblast Dnipropetrovsk, die in der Nähe [stationiert] waren, Zina und Nadia.
Bei Bombenangriffen durften Maria und die anderen Zwangsarbeiterinnen nicht in die Luftschutzkeller gehen, sondern mussten arbeiten. Einmal wurde die Kuh, die sie hütete, von einem Schrapnell getötet. Doch Maria überlebte: „Ich erinnere mich, dass ich an diesem Tag einen Brief an meine Familie schrieb, in dem ich ihr erzählte, wie hart der Tag war, und dass die Kuh direkt vor meinen Augen getötet wurde und ich nichts machen konnte. Ich wurde nicht getroffen.“ Kurz vor Kriegsende wurde Maria auf einen Hof der Familie Bakgus im Dorf Sandhatten gebracht. Dort wurde sie von der US-Armee befreit. Die Armee registrierte sie und machte ihr das Angebot, in die USA auszuwandern - was sie ablehnte. Sie wurde daraufhin an die sowjetischen Behörden übergeben. Die Sowjets verhörten sie: „War sie freiwillig nach Deutschland gegangen? Hatte jemand in der Familie Verbindungen zu den Anhängern Stepan Banderas?“ Letztendlich bestand sie die Kontrolle und durfte in die Ukraine zurückkehren. Bevor sie sich auf den Weg in die Heimat machte, arbeitete sie kurzzeitig als Frachtarbeiterin – sie verlud Kisten mit Waffen in Waggons.
Im Oktober 1945 kehrte sie in ihr Heimatdorf zurück. Drei ihrer Brüder hatten in der Roten Armee gedient. Einer von ihnen, Wolodymyr, war im Kampf gefallen, zwei weitere erlitten Verletzungen, die zum Verlust von Gliedmaßen führten.
Nach dem Krieg arbeitete Maria 63 Jahre lang in einem Handwerksbetrieb. Mit dem ältesten Sohn der Familie Bruns, auf dessen Hof sie interniert war, hat sie den Kontakt aufrechterhalten und ist sogar mit ihrer Tochter und ihrem Mann nach Deutschland gereist, um ihn zu besuchen. Derzeit lebt sie in Holoby.
Geschrieben von Alexandra (Hildesheim), Gyeong (Seoul)